Meine Diplomarbeit an der Akademie der bildende Künste in Bratislava

Paradiso/Inferno Zwei Gegensätze, zwei Einheiten, mit komplementären Eigenschaften, die sich anziehen. Diesen Spannungsraum füllen zwei Teile eines Komplexes mit dem Namen „Leben“ auf. Zärtlichkeit und Gewalt, Liebe und Hass, Harmonie und Konflikt, Geburt und Tod, Paradies und Hölle. Anregungen zur Schaffung von Paradiso/Inferno waren meine emotionelle Kräfte, Erlebnisse und inneren Bilder. Paradiso – „Eden“, paradiesischer Garten, aus dem wir für immer vertrieben wurden, und welchen wir jetzt alleine schöpfen müssen. Dieser Begriff, im Altsumerischen „Adina“ – Garten, bezeichnet einen Ort, der fruchtbar zu sein schien, sich aber im Folgenden als unfruchtbar erwies. „Chawila“ war ein Land voll von Gold und Edelsteinen. Exotische Länder, zu denen wir heutzutage „Paradiesgärten“, oder „Paradiese auf Erden“ sagen, tragen mit sich unechtes Glitzern und falsches Gold, hergestellt von Menschen. Die Kollektion von Früchten aus dem „Paradiesgarten“ besteht aus Halsketten, die geschaffen wurden nach der Vorlage meiner inneren Bilder. Es sind reife Früchte mit lebendiger Farbe. Das, was im Inneren glitzert ist Kristallglas, und das, wonach sie riechen sind ätherische Öle. Dieses duftende Glitzern konzentriert sich im Inneren von Früchten. Lavendel, Jasmin, Rose, Flieder, Limette, Veilchen, Grapefruit, Vanille und Blutorange. Jedes Stück dieser Kollektion nähert sich dem eigenen Duft auch mit seiner Form oder Farbe. Die Oberfläche ist samtig und verleitet zum Berühren. Diese ganze Kollektion von neun Düften, Farben und Reflektionen vom imaginären Paradiesgarten, steht einer Kollektion von neun Broschen gegenüber, die das „Inferno“ verkörpern. Inferno – Hölle, Leiden, der Ort wo Dämonen wohnen. Alpträume, Angst und Phobien. Alles dies würden wir am liebsten loswerden. Das ist aber nicht leicht, weil es in uns drinnen steckt. Und dennoch hat das Leben eine besondere Tiefe, dort wo wir diese Hölle durchgehen müssen. Diese Hölle zu besiegen bedeutet für mich sie an die Oberfläche zu bringen – sich selbst von ihr zu befreien, sich zu demaskieren. Meine Ängste habe ich symbolisch von meinem Gesicht heruntergezogen. Vielmals wiederholte äußere Reinigung meines Gesichtes durch eine kosmetische Maske (welche die Haut von Unreinheiten befreit), hat sich nach etwa 60 Wiederholungen in mein Inneres projiziert. Es war eine Reise durch das Fegefeuer. Am Ende blieb eine Menge von hauchdünnen, transparenten Häuten mit meinem Gesichtsabdruck. In diesen Häuten (Masken) sind meine Ängste gefangen, und ich kann sie nur dann besiegen, wenn sie zum Schmuck werden. Dadurch verliert die Angst ihre Kraft und kann mich nicht mehr verletzen. Die Wunden habe ich zusammengenäht, aber die Narben sind geblieben. Hier habe ich auch ein paar Edelsteine (Amethyst, Granat, Aquamarin) eingefasst, die für mein tiefstes Inneres stehen.

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